Besuch bei Studientagung des EPiD 2017
Studientagung der EPiD in Kloster Frenswegen, Nordhorn
Bericht an den Posaunenverband der ELKSA (N-T) - von Walter Johannes - Schulungswart
1. Einleitung
An der Verbandsratssitzung am 7. Oktober 2017, wurde beschlossen, dass ich als Schulungswart an der Studientagung der EPID in diesem Jahr teilnehmen soll, da Egmont Ottermann, der Posaunenwart, es in diesem Jahr nicht schaffen kann. Ich möchte dem Verbandsrat an dieser Stelle danken für das Vertrauen und die Gelegenheit, die mir geboten wurde.
2. Tagungsort
Die Tagung fand in dem Kloster Frenswegen in Nordhorn an der Grenze zu den Niederlanden, statt. Das Kloster wird ökumenisch von den Katholiken, Reformierten, Alt-Reformierten, Lutheranern, Baptisten und der Herrnhuter Brüdergemeinde als christliches Konferenz und Tagungszentrum betrieben. Es leben dort keine Nonnen oder Mönche mehr.
Die Schlüsselvergabe verlief nach dem Zufallsprinzip. Man nimmt einen Schlüssel, und dann hat man entweder ein Einzelzimmer, oder man muss ein Zimmer teilen. Ich hatte ein Einzelzimmer bekommen (Zufall).
Ich wurde sehr freundliche Empfangen und begrüßt. Wir sind im Kreise der Landesposaunenwarte willkommen als Freunde. Man nimmt an unserer Lage und dem Geschehen in unserem Land teil, unsere Posaunenarbeit ist ihnen wichtig!
Die EPID, hat meine Tagungsgebühren von € 170,00 übernommen, wozu wir herzlich als Verband, danken.
3. Programm der Tagung
3.1. Tag 1: Montag, der 13. November
Die Tagung fing am Montag, den 13. November um 18h00 mit dem Abendessen an. Alle Anwesenden wurden begrüßt in einer frohen Runde.
Statt wie im Programm vorgesehen, wurde an dem ersten Abend neue Literatur vorgestellt und gespielt. Die Leitung hatte LPW Werner Peterson – vielleicht erinnert Ihr Euch an ein Vorspiel zu dem Choral „Danke für diesen guten Morgen, danke“! Er kann noch schwierigere Sätze schreiben.
Ich habe mich still in den Alt gesetzt – da fällt man am wenigsten auf! Es ist unglaublich wie gut die Teilnehmer vom Blatt spielen! Ich habe nur gestaunt!
Wir haben aus dem neuen Buch vom CVJM „Zwischentöne“ gespielt. Leider haben sie keine Exemplare zum Verkauf gehabt.
Folgende neue Literatur wurde auch genannt:
- Bläserheft 2017 : Baden-Württemberg
- Das Ständchenheft : Bayern
- Bläserheft 2018 : Bayern erscheint im kommenden Jahr (etwa April)
(Ich habe mir später in Dresden die Bücher gekauft zum Auswerten.)
Nach einer Andacht wurde der offizielle Teil beschlossen, und die neuen und alten Bekanntschaften wurden wieder gepflegt. Der Kamin hat ziemlich den Raum verraucht!
3.2. Tag 2: Dienstag, der 14. November
3.2.1. Tagesprogramm
08:00 : Morgenblasen
08:15 : Frühstück
09:15 : Morgenandacht
9:30 : Workshop 1: Dirigierdidaktik: Prof. Martin Brauß
12:30 : Mittagessen
14:30 : Kaffee
15:00 : Workshop 2: Dirigierdidaktik: Prof. Martin Brauß
18:00 : Abendessen
19:00 : Vorstellung Posaunenwerk der Evangelisch Reformierten Kirche
Das Morgenblasen war schön – wie Harmonic Brass und German Brass die gemeinsam Choräle spielen!
3.2.2. Workshop 1: Dirigierdidaktik: Prof. Martin Brauß[1]
Der Erste Workshop wurde von Prof. Martin Brauß geleitet zu dem Thema „Didaktik der Chorleitung / des Dirigierens“.
Prof. Brauß hat die Sicht eines Hochschulprofessors gegeben von dem was ein erstklassiger Profidirigent haben sollte. Viele Ansprüche, die er nennt, können wir nicht erfüllen. Es ist jedoch gut mal darüber nach zu denken und das Eine oder Andere uns zu Eigen machen. Wenn wir Nachfolger suchen, ist es gut eine Liste von Eigenschaften und Fähigkeiten zu haben, die ein Mensch mitbringen sollte wenn er Chorleiter werden will.
Ein Dirigent sollte folgende Qualitäten haben:
- Mentale Qualität
- Gutes musikalisches Gedächtnis
- Lesen können:
- Noten lesen
- Texte verstehen
- Die Musik verstehen
- Innere Vorstellung
- Musik darstellen – nicht in der Luft pinseln
- Instrument spielen
- Klavier sehr gut spielen
- Zweites Instrument gut spielen
- Motorische Begabung
- Bewegungen machen können
- Musik zeigen
- Gute Ohren – hören können
- Intonation
- Artikulation
- Dynamik
- Direkte Verbindung zum Klang
- Phantasie
- Kommunikationsfähigkeit
- Organisationsfähigkeit
- Muss den „Ton“ des Ensembles finden und treffen
- Empathie – was braucht die Gruppe
- Kompetent leiten
Die Jugend will Leitung übernehmen – wir müssen ihnen die Chance geben, wie auch das Wissen, damit sie mit Kompetenz leiten können.
Es war interessant, dass die Rock- und Jazzmusiker sich bei ihm melden um eine klassische Ausbildung zu haben. Dieses sollten wir auch in unseren Bands und „Praise-and-Worship“-gruppen machen (vielleicht kommen sie dann mal zu uns)!
Man soll so früh als möglich mit der Ausbildung der Dirigenten anfangen.
Der Dirigentenberuf ist nicht mehr ein „Männerjob“! Immer mehr Frauen leiten mit sehr großer Kompetenz Orchester und Chöre! Es gilt nur noch die Kompetenz!
3.2.3. Workshop 2: Dirigierdidaktik: Prof. Martin Brauß
Workshop 2 war eine Fortsetzung von Workshop 1.
Dirigierstudium in Deutschland
Batchellorstudium – 4 Jahre
Masterstudium 2 Jahre
Es werden SEHR hohe Standards gefordert. Studenten werden in einem Auswahlverfahren ausgesucht! Deutschland hat sich für die Ausbildung von Operndirigenten an den Universitäten entschieden.
Fächer:
- Musikwissenschaft – müssen Arrangements im Stile verschiedener Komponisten machen können
- Gesangsunterricht
- Gehörbildung
- Einzeln und in der Gruppe
- Wissen was klingt
- „Dirigentisches“ Gehör entwickeln (Wie klingt die Musik die wir produzieren).
- Täglich üben
- Tonale Musik – 4-stimmiger Bachchoral
- Oberstimme und Generalbass
- Mittelstimme ist immer schwer
- „Gehörbildung im Selbststudium“ von Clemens Kühl
- Dirigenten müssen in einem Chor singen!!
- Mitteltönige Stimmung (Valotti, Werckmeister, etc.) wird nicht gelehrt. Man muss wahnsinnig üben um annähernd etwas Befriedigendes zu erreichen!
- Man muss auch mit unvollkommener Intonation leben können
- Absolutes Tongehör muss auch gebildet werden!
Theoretischen Hintergrund haben, aber nicht darüber reden! Der theoretische Hintergrund gibt dem Dirigenten das Vertrauen selbstbewusst auftreten zu können.
Nicht Leute vorführen – behutsam mit Menschen umgehen.
Flexibilität und Lockerheit, doch immer mit Präzision!
Bestimmt was gut und schlecht ist! Kurt Thomas hat sehr autokratisch in seinen Büchern bestimmt! Geht heute nicht mehr so gut!
Leute beobachten und von ihnen lernen.
Wie zeige ich die Musik? Löse ich Probleme, oder schaffe ich neue?
Wichtiger als Kompetenz ist das Vertrauen! Man muss erreichen, dass jeder sein Bestes gibt. Jedes Ensemble hat eine Spitze, und wenn man die erreicht, dann darf man sich auch freuen!
Ein Dirigent hat nur die Zeit in der Hand – alles andere machen die Musiker vor ihm!
Der Dirigent ist ein Musikdarsteller und nicht ein Darsteller seiner selbst!
Achten auf:
- Stütze
- Übertragung
- Artikulation
- Timing
Versuchen 3 gegen 4 zu schlagen oder 4 gegen 3! Wenn der Körper 2 Rhythmen gleichzeitig zeigen kann ist er richtig frei! Ragtime Model – „I got rhythm“.
Achten auf die Ausstrahlung.Nach der Vorlesung, haben einige LPW etwas dirigiert, und er hat kritisiert! Orchestermusik, im Profistil, ist noch einige Stufen höher als was wir als Laien produzieren. Das Kommentar vom Professor war sehr interessant, und man hat gemerkt, dass es immer besser wurde - von der Millimeter- zur Mikrometertoleranz!
3.3. Tag 3: Mittwoch, der 15. November
3.3.1. Tagesprogramm
08:00 : Morgenblasen
08:15 : Frühstück
09:15 : Morgenandacht
9:30 : Workshop 3: Zukunft Kirche
12:30 : Mittagessen
14:30 : Kaffee
15:00 : Workshop 4: Projekte aus der Arbeit
18:00 : Abendessen
20:00 : Abendmahlsgottesdienst
3.3.2. Workshop 3: Entwicklung der Ev. Kirche und mögliche Auswirkungen auf die Posaunenarbeit (Tendenzen/Prognosen) Pastor Dr. Folkert Fendler[2]
Dr. Fendler hat einen Vortrag mit einer PowerPoint Präsentation gehalten.
Seit 2006 untersucht die EKD das Thema der Qualitätsverbesserung im Gottesdienst. Aus der Studie ist nun ein Buch hervorgegangen. Es wäre gut dieses Buch für unsere Kirche und dem Posaunenverband zu kaufen. Es ist bestimmt nicht alles zutreffend auf unsere Situation. Trotzdem gibt es vieles, von dem wir lernen können.
Nach dem Vortrag wurden folgende Thesen in einer Gruppenarbeit bearbeitet:
Kirche
- Kirche hat ein Qualitätsproblem.
- Kirche hat ein Quantitätsproblem
- Die Lösung des Qualitätsproblems führt nicht zur Lösung des Quantitätsproblems.
- Kirche sollte weiter hohe Quantitäten erstreben. Stellen sie sich ein, kann sie dankbar sein, bleiben sie gering, nimmt man das gelassen.
- Kirche sollte kontinuierlich an der Qualität arbeiten. In guten und schlechten Zeiten.
Gemeinde
- Kirchengemeinde muss ein kritisches und zugleich neugierig-konstruktives Verhältnis zu den gegenwertigen Megatrends (demographische Entwicklung, Individualisierung, Marktsituation, Kundenhabitus, etc.) entwickeln
- Distanz ist als gleichwertiger Bindungsfaktor zu schätzen wie Nähe.
- Parochiale Grenzen müssen durchlässiger werden.
- Die Mitte der Gemeinde ist das „Glaubensthema“.
- Kirchliche Angebote dürfen/sollen für die Menschen von Nutzen sein.
Posaunenarbeit
- Übertragt die Thesen 6 – 10 auf die Posaunenarbeit (PA). Was heißt das?
- Wie sollte PA sein: Religiös – kulturell – sozial?
- Was ist heute vor allem dran: Dass Teilnehmer vertraut miteinander sind? Dass die Nutzerzahlen steigen? Dass neue Angebote entwickelt werden? Dass ……
Die Diskussionen waren sehr interessant. Ich möchte nicht einige Ergebnisse nennen, da ich denke, dass wir auch mal diese Thesen im Posaunenverband diskutieren sollten.
3.3.3. Workshop 4: LPW-Stellen mit Profilierung
In diesem Workshop wurden unterschiedliche Projekte die in gewissen Landeskirchen durchgeführt werden der Versammlung vorgestellt und besprochen. Hier eine kurze Zusammenfassung.
3.3.3.1. Posaunenwerk ejw
- Haben ein Programm das über 6 Jahre läuft – 2 sind schon vergangen.
- Was machen die Posaunenchöre an Ausbildung
- Wie komme ich an Jungbläser
- Suche nach Instrumentallehrer – Schulkooperation
- Chor sponsert privaten Unterricht
- Bezirksposaunenchor organisiert Schulen und Lehrerschulungen
- Patenschaften: Bläser aus dem Posaunenchor nehmen sich der Jungbläser an.
- Blechbläser Arbeitsgemeinschaft an der Schule
- Ehrenamtliche Lehrer?
- Offen für alle Religionsgruppen
- Problem – Blasen in „B“ und in „C“
- Rechtliche Aspekte
- Finanzierung
- Transpositionshilfe (ejwue.de/arbeitsbereiche/posaunen/projekte)
- Ensembles bilden
- Wie flexibel sind wir:
- Probezeiten
- Literatur
3.3.3.2. Posaunenwerk Sachsen-Anhalt
- Arbeitsgemeinschaft in der Grundschule
- Klasse 4 - 5
- Kostenfrei
- Verleihung von Instrumenten
- Unterricht nur Trompete und Tenorhorn
- Schüler an den Posaunenchor binden durch persönlichen Kontakt
- Posaunenchor vor Ort
3.3.3.3. Posaunenwerk Braunschweig
- Programm vom Bundesland: Kultur macht stark
- Sehr viel Verwaltungsaufwand
- Schule ist ein schwieriges Model
- Arbeit an Schulen ist sehr aufwendig
- Probleme mit Terminen.
- Schüler sind müde.
- Schüler denken nur alles im Rahmen „Schule“ (Zwang, muss gemacht werden, nicht Freude, ich will es machen).
- Um nachhaltig zu sein braucht es feste Strukturen – kann nicht nur auf ehrenamtlicher Basis durchgeführt werden.
- Posaunenchöre müssen Jugendarbeit machen
3.3.3.4. Rolf Bareis – Obmann EPID
- Ist im Deutschen Musikrat
- Projekt Orchesterwettbewerb
- Chöre im Wettbewerb
- Posaunenchöre als Ensembles
- Zusammenarbeit mit Blasvereinen
- Musik für alle
3.3.3.5. Sächsische Posaunenmission: Ausbildungsmaterial
- Haben alle bestehenden Schulen analysiert
- Haben eine neue Schule entwickelt mit namhaften Musikern
- Sieht sehr gut aus – werde sie bestellen so wie sie zur Verfügung steht.
4. Abschlussgottesdienst
Am letzten Abend wurde die Tagung mit einem Abendmahlsgottesdienst abgeschlossen. Der Gottesdienst hat wieder unterstrichen in wessen Dienst wir stehen – Christus! Pastor Rolf Bareis, der Leitende Obmann des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland amtierte im Gottesdienst.
Wir sind eng miteinander verbunden, und haben einen Herrn in dessen Dienst wir stehen – ob Posaunenwart, Schulungswart, Chorleiter oder Bläser! Wir alle dienen Christus – ob in Deutschland oder in Südafrika!
Nochmals herzlichen Dank, dass ich an der Tagung teilnehmen konnte. Ich habe viel gelernt, und es war gut mit den Landesposaunenwarten den Kontakt zu festigen.
[1] Prof. Martin Brauß
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Professor für Dirigieren/Oper,
Direktor Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter (IFF)
[2] Pastor Dr Folkert Fendler
Rektor Pastoralkolleg Niedersachsen.
Seit 2009 Leiter vom Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Promoviert Universität Göttingen (Neues Testament)