Unsere Geschichte
Ausgangspunkt und Anfang der Posaunenchöre in Deutschland sind eine direkte Folge der Erweckungsbewegungen, die an verschiedenen Stellen in Deutschland Gemeinden ergriffen haben, unter anderem im Minden-Ravensberger Land und auch, für uns wichtig, in der Lüneburger Heide.
Die Anfänge auf den Missionsstationen
Die Missionare, die gegen Mitte des 19. Jahrhunderts von Hermannsburg nach Südafrika gesandt wurden, brachten ihre Blasinstrumente mit. Der helle klare Ton der Blasinstrumente sollte in der afrikanischen Welt das Lob Gottes und die Verkündigung seines Evangeliums ausrufen. Einige dieser Missionare sammelten Zulu Christen um sich und brachten ihnen das Blasen bei. Auf diese Art entstanden gleich von Anfang an auf
afrikanischem Boden "gemischte" Posaunenchöre.
Der erste dieser Posaunenchöre dürfte wohl auf der Missionsstation Bethanien bei Rustenburg angefangen haben. Der Gründer dieser Station war Missionar Behrens, der zugleich Posaunenchorleiter war. Er bekam die nötigen Instrumente aus dem Missionshaus in Hermannsburg/Deutschland geliefert, durch die Hilfe des Missionsdirektors Harms.
Einige Jahre später entstand ein ebensolcher Chor auf der Station Ehlanzeni unter der kundigen Leitung von Missionar Reibeling. Nicht lange davor oder danach, so wurde berichtet, entstanden ebensolche "gemischten"
Chöre auf den Stationen Müden und Nazareth bei Verden in Natal. Von besonderem Interesse für die Geschichte des Posaunenverbandes ist eben diese Gründung in Nazareth, denn dort war der leitende
Missionar Christoph Wilhelm Dedekind, der Vater des späteren ersten Oberdirigenten des Posaunenverbandes,
Missionar Otto Dedekind. Vater Dedekind brachte seinen Söhnen das Blasen bei, doch in dem Chor spielten auch Zulubläser mit, was den Chor zu einem stattlichen Ensemlbe machte, das über seine Grenzen hinaus bekannt wurde.
Die Deutschsprachigen Kirchengemeinden in Südafrika
Als nun an verschiedenen Stellen deutsche Kolonistensiedlungen entstanden waren, die von den deutschsprachigen Hermannsburger Missionaren geistlich betreut wurden, blieb es nicht aus, dass in jenen Gemeinschaften auch Bläserchöre entstanden. Zu der Beschaffung der Instrumente mussten sie eigene Mittel finden und hierbei halfen einige der neu-gegründeten Kirchengemeinden.
In anderen Gemeinden war es anders, dort ging es in der Anfangszeit finanziell noch recht schlecht und musste die keimende Posaunenarbeit von den Bläsern selbst finanziert werden.
Unter Opfern haben sie sich Instrumente und Noten verschafft. Bei allem aber war der Dienst an die Kirchengemeinde der Mittelpunkt ihres Blasens, ob sie nun eigene Gemeindechöre waren oder freie "Vereinschöre". Die deutschen Siedler jener Zeit haben ihre Sache gut und gründlich gemacht, denn ob es nun die Farmerei war, ob ihre Kirchengemeinden oder die Bläsergruppen, sie waren prinzipientreue und gründliche Menschen.
Ordnungen mussten sein, deshalb wurden auch Gemeindeordnungen erstellt, ebenso Ordnungen für die Posaunenchöre. Diese nannten ihre Ordnungen "Statuten", es klang besser so. In diesen Statuten oder Verfassungen wurde schriftlich festgelegt, was jeder Bläser zu tun und zu lassen hatte, bei einigen
Chören wurde sogar erwartet, dass die Bläser durch Unterschrift ihr Einverständnis mit den Regelungen dieser Statuten gaben. Wir sehen daran, dass die Gemeinden und Posaunenchöre den Dienst ernst nahmen. Das ist gut, dass es so war, denn von diesem Ernst und dieser Ausdauer profitieren die Kirchengemeinden und der Posaunenverband heute noch, andernfalls wären sie schon längst von der anderssprachigen Umwelt verschluckt
worden. So blieben die Gemeinden nicht zuletzt durch ihren Eifer und ihre Gründlichkeit erhalten, so bauten sie auch ihre Gotteshäuser und Schulen. Ihre Sänger- und Posaunenchöre verschönerten die Gottesdienste und Feste weiterhin mit ihrer regelmäßigen Musik.
Die Notenversorgung in jener Zeit war man dürftig. Viele Bücher gab es nicht, deshalb wurde aus den wenigen Büchern, die zur Verfügung standen, abgeschrieben und wieder abgeschrieben. Dabei schrieb man in die Notenhefte nur die eigene zu spielende Stimmen ab, wie an anderer Stelle noch ausführlicher berichtet werden wird. Am Anfang waren die Chöre unabhängig voneinander und hatten wenig Kontakt [miteinander]. Deshalb entwickelten sie sich auch sehr individuell. Einige Chöre spielten nach der Kuhlo-Griffweise, die meisten jedoch nach der sogenannten Militär-Griffweise. Besonders für die Militär-Bläser standen hervorragende Sammlungen zur Verfügung, das "Hallelujah" und später das "Lobopfer Geistlicher Musik", ein gut gefächertes Musikwerk, das nahezu alles umfasste, vom einfachsten Volkslied bis zu komplexen mehrchörigen Werken. Einige Chöre richteten sich jedoch nach "Kuhlo" aus und benutzten die Posaunenbücher, die vom Kuhloverband herausgegeben wurden.
Betreffs der Instrumentenverschaffung schrieb Walter Dedekind folgendes:
"Die Blechblasinstrumente wurden von verschiedenen Firmen geliefert, hauptsächlich aus Deutschland.
Es gab Instrumente in kontinentaler Stimmung, und andere wieder in Wiener oder englischer Stimmung. Die Ungleichheit der Stimmlage der Instrumente gefährtdete die Chöre. Es trieb jeden einzelnen Chor in eine Isoliertheit.“
Schon wegen den Entfernungen hatte man zu Anfang wenig Kontakt zwischen den Gemeinden und Chören, dashalb bedurfte es eines Anstoßes, damit die Chöre einmal alle zusammenkamen.
Die Gründung des Verbandes durch Missionar Otto Dedekind
Dieser Anstoß war 1924 gegeben zum 75. Jubiläum der Hermannsburger Mission. Dieser Gedenktag
sollte festlich begangen werden im Ort Hermannsburg/Natal und der 28. Oktober war dafür vorgesehen. Hierzu wurden die Posaunenchöre der benachbarten Gemeinden eingeladen mit dem Hermannsburger Chor zusammen zu spielen. Die zu der Zeit bestehenden Chöre von Wartburg und Neu-Hannover sagten beide zu, aber ebenso der Chor aus dem entfernten Verden, sodass insgesamt vier Chöre an diesem Fest mitwirken konnten. Weil man zusammen blasen wollte, traf man sich zur gemeinsamen Probe am Tage vorher. Als Leiter des Gesamtspielens wurde der sehr musikalische Missionar Otto Dedekind von Verden angewiesen. Doch gleich bei der ersten
Probe stellte sich die unterschiedliche Stimmung der Chöre heraus, bedingt durch Hermannsburgs
Kuhlo-Griffart gegen die der anderen Chöre, die Militär spielten. Dieses hatte zur Folge, dass der Hermannsburger Chor bei den gemeinsamen Chorälen nicht mitspielen konnte, er konnte lediglich solistisch auftreten.
Trotzdem wurde es Teilnehmern und Zuhörern gleichermaßen bewusst, wie segensreich die Posaunenmusik für den gesamtkirchlichen Dienst eingesetzt werden könnte. Dem Wunsch zur Gründung eines Posaunenverbandes, in dem die verschiedenen Bläserchöre zusammengefasst werden konnten zu gemeinsamen Aufgaben und
Veranstaltungen, wurde entsprochen und in die Tat umgesetzt. Es wurde der "Posaunenverband der Hermannsburger Synode" unter Leitung von Missionar Otto Dedekind gegründet.
Walter Dedekind schrieb hierzu: "Am frühen Morgen des Festtages sammelten sich die Posaunenchöre
auf dem Friedhof und eröffneten das Fest mit dem Choral "Jerusalem, du hochgebaute Stadt". Die Zuhörer wurden von diesem Blasen tief beeindruckt."
Die vier Gründungschöre waren:
Verden – Chorleiter Otto Dedekind,
Hermannsburg – Chorleiter Wilhelm Lilje,
Neu-Hannover – Chorleiter Oswald Öllermann,
Wartburg - Chorleiter Gustav Schmidt
(Auszug aus dem Buch: Geschichte des Posaunenverbandes under der einzelnnen Gliedchöre; Author: Ulrich Sachse)